Enzian-Schutzprojekt erfolgreich gestartet

Maßnahmen sollen helfen, den vom Aussterben bedrohten Böhmischen Kranzenzian zu erhalten.

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Auch die Jüngsten helfen bei der Ernte der Samen vom Böhmischen Kranzenzian mit.

(12.01.2022/ MF) Während Arten der Gattung Kranzenzian in den Alpen häufig sind, handelt es sich beim Böhmischen Kranzenzian (Gentianella bohemica) um eine vom Aussterben bedrohte Rarität der Böhmischen Masse. Diese violett blühende Art ist auch im Anhang II der FFH-Richtlinie gelistet.

Verlierer-Art im Struktur- und Klimawandel

Es gibt nur mehr wenige Fundorte in Bayern, Tschechien und dem Wald- und Mühlviertel. Der starke Rückgang in den letzten Jahrzehnten ist durch Veränderungen seines Lebensraums, dem Magerrasen, bedingt. Düngung und Mahd zur Blütezeit bzw. zur Fruchtreife oder die Aufgabe der Mahd führen innerhalb weniger Jahre zum Verschwinden von ganzen Populationen, weil diese zweijährige Art auf reichliche Samenproduktion angewiesen ist. Zudem ist die Art eher ein Verlierer im Klimawandel. Trockenperioden während der Etablierung der Keimlinge und Hitze bei der Blüte machen ihm zu schaffen.

Blüte im Waldviertel in zwei Jahreszeiten

Eine Besonderheit des Böhmischen Kranzenzians ist neben seiner Seltenheit eine Eigenheit, die Botaniker Blühzeitdimorphismus nennen. Im Waldviertel existieren Populationen, die im Juni und im September/Oktober blühen, manchmal sogar am gleichen Fundort. Diese Populationen sind genetisch differenziert und müssen auch bei der Wiesenbewirtschaftung unterschiedlich behandelt werden, damit die Samenreife nicht gefährdet wird.

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Bei der violett blühenden Art handelt es sich um eine vom Aussterben bedrohte Rarität der Böhmischen Masse.

Neuansiedelung zum Ausgleich von schwindenden Populationen

Im Projekt ist als eine der Maßnahmen ein Ansiedelungsversuch geplant, der die Art auf einer relativ kühlen, hochgelegenen Wiese mit gesicherten Eigentumsverhältnissen etablieren soll. Zu diesem Zweck wurde Saatgut von einer vitalen Population gesammelt, indem die abgeblühten Enzian-Pflanzen aus dem Schnittgut gesammelt wurden. Durch Trocknen und Ausschütteln konnten so an die 50.000 winzige Samen geerntet werden.

Diese wurden im November 2021 auf Versuchswiesen, deren Grasnarbe zur Reduktion der Konkurrenz verschieden stark umgebrochen wurde, ausgebracht. Jetzt heißt es geduldig auf die kleinen Rosetten im nächsten Jahr und die blühenden Pflanzen im Jahr darauf zu warten und zu hoffen, dass die Witterung passt.

Auch die Naturparke helfen mit

Dieses spannende Projekt der Schutzgebietsbetreuung NÖ wird in Kooperation mit den Naturparken Jauerling und Nordwald durchgeführt. Dort werden später auch Exkursionen angeboten und Informationsmaterial zum Thema Böhmischer Kranzenzian bereitgestellt.

Text: Gabriele Bassler-Binder