Seeadler brüten erstmals im Thayatal

Zwei junge Seeadler erkunden bei ihren ersten Ausflügen den grenzüberschreitenden Nationalpark.

Seeadler sitzt auf einer Wiese

Die Rückkehr des Seeadlers in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte des Artenschutzes.

Der Seeadler darf im Nationalpark Thayatal-Podyjí als Brutvogel gelistet werden. In den letzten Jahren häuften sich im Frühling und Sommer bereits die Beobachtungen. 2024 hat es mit einer erfolgreichen Brut in den naturnahen Wäldern geklappt.

Seeadler sind auf Erfolgskurs

Der Seeadler war in Österreich lange Zeit ausgestorben. Seit etwa 30 Jahren breitet er sich wieder aus. 2001 gab es erstmals Nachwuchs in Österreich, mittlerweile haben sich um die 70 Brutpaare im Land eingefunden. Eines davon findet sich seit heuer im Nationalpark Thayatal.

Erfolgsgeschichte für den Naturschutz

Die Rückkehr des Seeadlers in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz. Der imposante Greifvogel brütet seit 2005 im weitläufigen Auensystem der Donau, das durch den Nationalpark Donau-Auen geschützt wird. Die erfolgreiche Brut im Thayatal stärkt die Population, die sich in Niederösterreich erfolgreich angesiedelt hat und jährlich weiter zunimmt.

Seeadlerhorst, zu dem gerade ein erwachsenes Tier fliegt.

Noch kümmern sich die Eltern um die Flugneulinge und versorgen sie mit Futter.

Kraftwerk hilft bei der Nahrungssuche

Bereits am Beginn der 90er Jahre konnten die ersten Seeadler als Wintergast im Thayatal beobachtet werden. Seither hat sich das Thayatal zu einem bedeutsamen Lebensraum für die Winteraufenthalte von See- und Kaiseradlern entwickelt. Durch den Schwallbetrieb des tschechischen Kraftwerks Vranov/Frain friert die Thaya nie ganz zu, was zahlreiche Enten, Schwäne, Kormorane und Graureiher anzieht. Sie halten sich an den offenen Wasserflächen auf, was den Seeadlern zugutekommt, die neben Fischen hauptsächlich Wasservögel erbeuten.

Erstmals Nachwuchserfolg

Bereits im März 2023 gab es einen Brutversuch, dieser wurde jedoch nach einigen Wochen abgebrochen. Im März 2024 fand der Ornithologe und Nationalpark-Ranger Robert Müllner den Horst schließlich besetzt. Mitte April konnte er zwei Jungtiere beobachten, Anfang Juli hatten diese bereits stattliche Größe erreicht. Das große, ungestörte Waldgebiet der beiden Nationalparks, die Thaya und weitere Gewässer in der Umgebung mit ausreichendem Nahrungsangebot bieten ideale Voraussetzungen für eine sichere Jungen-Aufzucht.

Fliegender Seeadler gegen blauen Himmel

Ein ausgewachsenes Seeadler-Weibchen erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern.

Eltern versorgen die Jungen noch bis Herbst

Noch kümmern sich die Eltern um die Flugneulinge und versorgen sie mit Futter. Spätestens im Herbst aber verlassen die Jungen das Revier der Eltern und gehen dann auch in weit entfernten Gebieten auf Nahrungssuche. Frühestens in vier Jahren, sobald sie geschlechtsreif sind, etablieren sie ihr eigenes Revier, häufig im Umkreis jenes Gebietes, in dem sie aufgewachsen sind.

Der größte heimische Greifvogel

Charakteristisch für den größten heimischen Greifvogel sind vor allem der massive gelbe Schnabel und die weißen Schwanzfedern. Während ein ausgewachsenes Seeadler-Weibchen fast sieben Kilogramm schwer wird und eine Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern erreicht, bringen es Männchen auf fünf Kilogramm und 2,1 Meter Flügelspannweite. Bei der Jungenaufzucht ist das von Vorteil. Die kleineren Männchen sind nämlich wendiger und schaffen es dadurch, mehr Beute zu fangen. Das ist vor allem in den ersten Wochen nach dem Schlupf der Jungvögel wichtig, wenn nur das Männchen auf die Jagd geht und das Weibchen bei den Jungen am Horst bleibt.

Hotspot für den Artenschutz

Die österreichischen Nationalparks schützen natürliche Lebensräume und gelten als Hotspots der Artenvielfalt. Mehr als zwei Drittel der Wirbeltierarten und Gefäßpflanzen Österreichs konnten in den österreichischen Nationalparks nachgewiesen werden, bei den Brutvögel sind es sogar 94 Prozent. Die erfolgreiche Seeadlerbrut im Nationalpark Thayatal zeigt, wie wichtig es ist, dass es Gebiete gibt, in denen sich die Natur frei entfalten kann.