Rinder pflegen die Thaya-Auen
Nach 56 Jahren wird das Gebiet wieder beweidet und somit gepflegt.
Rinderherden sind im Osten von Österreich kaum mehr anzutreffen. Von den ursprünglich ausgedehnten Weidegebieten entlang von Thaya und March sind inzwischen nur noch Restbestände zu finden. Von dieser Kulturlandschaft, welche über Jahrhunderte durch Beweidung und Nutzung durch die ansässigen LandwirtInnen entstanden ist, hat sich ein Teil im Naturschutzgebiet „Rabensburger Thaya-Auen“ auf den sogenannten Bauernwiesen erhalten. Seit 2021 wird dieses Gebiet nun wieder im Zuge eines Projektes durch eine Rinderherde beweidet.
Spannendes Gebiet mit Herausforderungen
Vor allem unter Ornithologen ist das Augebiet in Rabensburg für seine Artenvielfalt bekannt. Bis Mitte der 1960er Jahre wurde die Landschaft von Rindern beweidet und 1982 unter Schutz gestellt. Durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel verschwand die Rinderhaltung und LandwirtInnen aus der Region pflegen die Flächen nun durch Mahd, viele davon im Rahmen des Österreichischen Programms für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL). Eine große Herausforderung besteht darin, dass aufgrund der fehlenden Nutztiere in der Region keine Verwendung für das Heu besteht.
Pilotprojekt „Beweidung der Rabensburger Bauernwiesen“
Fünf innovative LandwirtInnen haben daher den Verein „Weidegemeinschaft Naturschutzgebiet Rabensburger Thaya-Auen“ gegründet, um eine Pflege der Flächen mit gleichzeitiger Nutzung als Futter zu erhalten. Tatkräftig unterstützt wird das Pilotprojekt dabei vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL), vom Land Niederösterreich und der Europäischen Union. Seit 2021 werden ausgewählte Flächen mit bis zu 14 Rindern von Ende März bis Ende Oktober extensiv beweidet. Weitere Unterstützung bekommen die LandwirtInnen dabei von einem Betrieb aus dem Marchfeld mit einer Aubrac-Herde, der den LandwirtInnen die Tiere zur Verfügung stellt.
Durch Monitoring kann rechtzeitig reagiert werden
Durch die Beweidung werden die wertvollen Wiesen offengehalten und das vorhandene Mosaik aus unterschiedlichsten Lebensräumen erhalten. Gleichzeitig fördern die Rinder durch ihre Anwesenheit die Insektenvielfalt im Gebiet. Im Auftrag der Naturschutzabteilung Niederösterreich wird das Projekt durch ein Monitoring von drei Ökologen begleitet. Erhoben werden die Vogel- und Heuschreckenarten sowie die Vegetation in den drei angelegten Koppeln. Mit dem erhobenen Ist-Zustand kann in Zukunft der Einfluss der Beweidung auf das Gebiet eruiert werden. Damit kann auf mögliche (auch negative) Änderungen rechtzeitig reagiert werden.
Nachhaltige Produktion von Lebensmitteln
Eine Tafel am Dammweg bei den Feuchtwiesen informiert über die Tätigkeiten im Projekt und die wertvolle Initiative des Weidevereins zur Erhöhung der Artenvielfalt und Wiederbelebung der landwirtschaftlichen Weidetierhaltung. Bei diversen Exkursionen war es 2022 außerdem möglich, sich bei den LandwirtInnen und Ökologen zu informieren und die Flächen im Gebiet zu begehen. Die beweideten Flächen können im Zuge des Projektes auch für eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln verwendet werden.
Landwirtschaft und Naturschutz sind kein Widerspruch
Das Pilotprojekt war auf den Aufbau von Knowhow und Infrastruktur des Weidevereins ausgerichtet in der Hoffnung auf die Wiederbelebung der landwirtschaftlichen Viehhaltung im Freien. Es hat sich gezeigt, dass mit extensiver Beweidung eine nachhaltige Fleischproduktion auch in den Feuchtwiesen eines Naturschutzgebietes möglich ist. Eine Fortsetzung der Beweidung nach dem Ende des Pilotprojektes im Dezember 2022 wird von allen Beteiligten gewünscht.