Reptil des Jahres 2017: Die Blindschleiche
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) gehört innerhalb der Kriechtiere zur Familie der Schleichen, der weltweit 75 Arten zugeordnet werden. Sie zählt zu den häufigsten Reptilien Mitteleuropas und ist sehr flexibel bei der Wahl ihres Lebensraumes. 2017 wurde sie als Reptil des Jahres gewählt.
Die beinlosen Echsen tragen einen trügerischen Namen, denn sie sind keineswegs blind. Die Blindschleiche kann sehen und hat im Gegensatz zu Schlangen Augenlider, die sie schließen kann. Ein weiterer Unterschied zur Schlange ist, dass man bei ihr von oben weder Hals- noch Schwanzansatz erkennen kann.
Durch die Wahl der Blindschleiche zum Reptil des Jahres 2017 soll auf die harmlose, nur vermeintlich gut bekannte Echsenart aufmerksam gemacht werden. Die Menschen sollen über das Reptil informiert und für ihre Bedürfnisse sensibilisiert werden.
Lebensweise
Blindschleichen leben überwiegend im Verborgenen. Hin und wieder lassen sie sich aber an sonnenexponierten Stellen beobachten. Traurigerweise s
ind häufig tote Exemplare ein Zeichen für ihr Vorkommen: sie fallen oft Mäharbeiten, dem Straßenverkehr oder jagenden Hauskatzen zum Opfer. Zu den natürlichen Fressfeinden der Blindschleiche zählen unter anderem Schreitvögel wie etwa der Storch, aber auch Turmfalken, Krähen, Marder und Füchse. Jungtiere werden teilweise auch von Amseln, Staren oder Maulwürfen gefressen.
Aussehen
Die Färbung der Blindschleiche reicht von braun über grau bis zu bronze oder kupfer bei erwachsenen Tieren. Mehr oder weniger deutlich erkennbare Punkte sind auf den Schuppen zu entdecken. Das Jugendkleid ist sehr kontrastreich und zeichnet sich durch eine schwarze Linie (den Aalstrich) auf der Oberseite aus. Der Körper ist langgestreckt, schlank und hat einen fast runden Querschnitt. Blindschleichen erreichen eine maximale Größe von 50 Zentimetern und ein Gewicht von rund 20 bis 30 Gramm. Sie können etwa 15 bis 20 Jahre alt werden. Wenn sich Blindschleichen bedroht fühlen, können sie den Schwanz abwerfen.
Lebensraum und Verbreitung
Die Blindschleiche ist in den meisten Gebieten Österreichs als nicht unmittelbar gefährdet eingestuft, ist aber aufgrund von fortschreitendem Lebensraumverlust bedroht. Wie alle heimischen Reptilienarten ist sie besonders geschützt. Bei der Wahl ihrer Lebensräume ist die Blindschleiche sehr flexibel, sie besiedelt Wiesen und lichtarme Waldregionen, aber auch menschlichen Siedlungsraum und Gärten. Grundsätzlich sonnt sich die Blindschleiche gerne und bevorzugt krautige Vegetation.
Den Winter verbringen Blindschleichen in Kältestarre in frostsicheren Verstecken. Teilweise überwintern Blindschleichen auch in Gruppen. Das Reptil ist tagaktiv und vorrangig in den Morgenstunden unterwegs. Die Paarung findet zwischen Ende April und Juni statt. Die Tragzeit beträgt etwa drei Monate. Die acht bis zwölf Jungtiere kommen meist in der Zeit von Ende Juli bis Mitte September zur Welt. Sie sind von einer dünnen Eihülle umgeben, die sofort nach dem Schlüpfen abgestoßen wird (Ovoviviparie).
Bedrohung und Schutzmaßnahmen
Vor allem der Verlust von Lebensräumen, die Intensivierung der Landwirtschaft, der Straßenverkehr, der "Ordnungswahn" in Gärten sowie der Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern setzen der Blindschleiche zu. Als Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung zählen naturnahe Gärten mit Steinhaufen und Totholz, sowie der Erhalt von stufig aufgebauten Waldrändern mit Strauchgehölzen. Hier findet die Blindschleiche genügend Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Als Nahrung dienen den Echsen Nacktschnecken, Regenwürmer, unbehaarte Raupen, Heuschrecken, Asseln, Ameisen und Käfer.
Echsenparadies im eigenen Garten schaffen
- Steinhaufen anlegen oder Trockensteinmauer bauen
- Kleintierfallen eliminieren: Schächte abdecken, flache Ufer bei Gartenteichen schaffen, ...
- Biotopverbund schaffen: Hecken, Mauern, wilde Ecken, Steine, ...
- keine jagenden Hauskatzen
- Totholzhaufen bieten Versteckmöglichkeiten
- Vorsicht bei der Mahd