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Leiden Tier und Mensch unter zu viel Licht?
Licht erhöht bei vielen Menschen das Gefühl von Sicherheit. Zu viel Licht hat aber auch negative Auswirkungen auf Natur und Gesundheit. Wir sagen Ihnen, was Sie zuhause tun können.
Der Mensch verbindet Dunkelheit mit Gefahr. Mit wachsenden technischen Möglichkeiten lassen wir daher den Außenraum in grellem Licht erstrahlen. Eine dunkle Straße in einem berüchtigten Viertel verliert durch eine gute Beleuchtung viel von ihrem Schrecken. Doch was uns Sicherheit gibt, ist für viele Tiere mitunter tödlich.
Motten umschwirren das Licht
Insektenforscher stellen schon seit den 1960er-Jahren einen Rückgang der Nachtfalterbestände fest. Sie vermuten einen Zusammenhang mit der steigenden Zahl von künstlichen Lichtquellen. Sie locken die Tiere direkt in den Tod. Doch auch andere Tiergruppen leiden unter der Lichtverschmutzung – vor allem in größeren Städten. Zugvögel werden durch beleuchtete Hochhäuser angezogen und kollidieren mit der gläsernen Außenhaut der Gebäude – meist mit ebenso tödlichen Folgen.
Tiere leiden unter Licht zur falschen Zeit
Die Lichterflut hat auch Einfluss auf die Fortpflanzung von Tieren. Frösche etwa hören mit dem für das Finden der Weibchen notwendigen Rufen auf, wenn am benachbarten Sportplatz das Flutlicht aufflammt. Frösche können durch grelles Licht sogar für einen gewissen Zeitraum „erblinden“ und damit die Orientierung verlieren. Die Nestdichte bei Uferschnepfen ist bis 300 Meter neben einer beleuchteten Straße signifikant geringer als auf unbeleuchteten Vergleichsflächen. Weibliche Glühwürmchen können Männchen mit ihren Lichtsignalen aus über 45 Metern anlocken. Durch künstliches Licht wird die Reichweite dieser Signale eingeschränkt.
Schattenseiten der Lichterflut
Zu viel Licht beeinflusst bei vielen nachtaktiven Tieren ihre Orientierung, Ernährung, Fortpflanzung, Kommunikation, Wanderungsbewegungen und andere über lange Zeitspannen entstandene Verhaltensweisen. Künstliches Licht kann aber auch positiv eingesetzt werden, um Tiere zu lenken. So können Fische mit Lampen zu Fischtreppen gelockt werden, um Kraftwerke und Dämme zu umgehen.
Die Sterne sind verschwunden
Astronomen haben die Schattenseiten der Lichterflut als erste zu spüren bekommen. In der Nähe von Siedlungen sind nur mehr 10 Prozent der Sterne zu beobachten, die sich in unbesiedelten Alpenregionen am Nachthimmel zeigen. Milchstraße, Sternschnuppen und Kometen kann man nur noch fernab der Städte erleben.
Schlaflos im Licht
Die Lichtverschmutzung beschäftigt auch den Menschen. Denn der Tag-Nacht-Rhythmus steuert unsere biologische Uhr. Zu viel künstliches Licht stört die Ausschüttung von Melatonin im Gehirn. Zu wenig von diesem stresshemmenden Hormon kann Schlafstörungen und weitere gesundheitliche Schäden zur Folge haben.
Was kann jede und jeder tun?
- Im Garten und am Haus kann man meist auf Dauerbeleuchtung verzichten. Nur wo es aus Sicherheitsgründen notwendig ist, macht eine Beleuchtung mit geringer Intensität in Kombination mit Bewegungsmeldern Sinn.
- Leuchten im Außenbereich sollten immer nach unten strahlen. Ungerichtet abgestrahltes Streulicht schadet der Natur und verschwendet obendrein Energie.
- Achten Sie darauf, dass die Oberflächentemperatur der verwendeten Leuchtmittel unter 60° C liegt und vermeiden Sie Lampen mit hohem UV-Anteil.
- Vermeiden Sie das Anstrahlen von Bäumen, Sträuchern und Hecken. Sie sind Lebensraum von Insekten und Vögeln.
Über die Möglichkeiten, die Straßenbeleuchtung in Gemeinden möglichst naturfreundlich zu gestalten, informiert der Umweltdachverband. Tipps zum nachhaltigen Einkauf finden Sie bei der Energieberatung NÖ.