Lange Nacht in der Wildnis

Zum ersten Mal nahm das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal an der Langen Nacht der Forschung teil.

4 Personen stehen an einem Tisch mit einem Laptop, im Hintergrund Plakate an einer Pinwand

Das Wildnisgebiet war erstmals bei der Langen Nacht der Forschung vertreten und präsentierte drei aktuelle Projekte.

Am ecoplus Technopol Wieselburg luden Forschende des Wildnisgebietes zu einem spannenden Blick hinter die Kulissen. 1.800 Besucherinnen und Besucher informierten sich an den 41 Stationen und ließen die Lange Nacht der Forschung zum vollen Erfolg werden. Das Wildnisgebiet war erstmals vertreten und präsentierte drei aktuelle Projekte.

‍Artenvielfalt holzbewohnender Käfer

Totholz erfüllt eine wichtige Rolle als Wasserspeicher, Verbissschutz und in der Naturverjüngung und stellt einen Lebensraum für zahlreiche Tierarten dar. Die Larven der xylobionten Käfer entwickeln sich oft Jahre im Totholz, bis sie als erwachsener Käfer das Tageslicht erblicken. Die Larven übernehmen also einen wichtigen Teil bei der Zersetzung des Totholzes, wodurch sich der Nahrungskreislauf im Waldboden schließt. Außerdem stellen sie eine wichtige Nahrungsquelle dar. Viele Spechtarten wie der Weißrückenspecht, der Grauspecht oder auch der Dreizehenspecht sind auf diese Larven als Nahrung angewiesen.

Forschung nimmt Rücksicht auf Tiere

Da das Wildnisgebiet einen besonders hohen Schutzstatus genießt, ist bei den Forschungsmethoden Kreativität gefragt, um das Ökosystem zu schonen. Für gewöhnlich werden die Käfer nachts mit einer Leuchte zu einer Kreuzfensterfalle gelockt, wo sie anschließend in eine Alkohollösung fallen und so im Labor bestimmt werden können. Das Abtöten der Organismen ist jedoch mit den Auflagen des Wildnisgebiets nicht vereinbar, weshalb ein Sack mit Eierkartons zum Einsatz kommt. Die Tiere werden lebend gefangen, von den Forschenden noch vor Ort bestimmt und wieder frei gelassen.

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Das Wildnisgebiet lässt einen neuen Blickwinkel auf den gefürchteten Borkenkäfer zu.

Borkenkäfermonitoring

Dabei werden Fallen mit Lockstoffen angebracht und so die Anzahl, Vermehrung und Flugrouten von den beiden Käferarten Kupferstecher und Buchdrucker analysiert. Borkenkäfer richten besonders in Fichtenmonokulturen großen wirtschaftlichen Schaden an, der auch durch den Klimawandel angetrieben wird. Da das Wildnisgebiet eine natürliche Waldgesellschaft mit hoher Biodiversität aufweist, erfüllt der Borkenkäfer hier lediglich seine Rolle im Ökosystem. Verschiedenste Faktoren spielen zusammen, sodass sich die Borkenkäferpopulationen in Balance halten und nicht überhand greifen. Die Wildnis lässt also einen neuen Blickwinkel auf den gefürchteten Käfer zu.

Wiederansieldung des Habichtskauzes

Ende des 19. Jahrhunderts galt der Habichtskauz als ausgestorben. Gründe waren die direkte Verfolgung des Menschen und Lebensraumverlust. Da der Habichtskauz an der Spitze der Nahrungskette steht und so eine wichtige Schlüsselrolle als Regulator des Ökosystems spielt, startete 2009 ein Wiederansiedelungsprojekt mit Kooperation des Biosphärenparks Wienerwald und der Veterinärmedizinischen Universität. Jede Saison werden einige Jungvögel in das Gebiet entlassen und zuvor besendert, um ihre Flugrouten zu verfolgen. So konnte festgestellt werden, dass ein Austausch zwischen den Populationen im Wienerwald und in Bayern stattfindet. Zu Beginn wurden im Wildnisgebiet etwa 100 Nistkästen zur Unterstützung der Wiederansiedelung angebracht, die jährlich zweimal kontrolliert werden.