Insekt des Jahres 2017: Gottesanbeterin
Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) wurde 2017 zum Insekt des Jahres gewählt. Damit will man auf ihre Ausbreitung infolge des Klimawandels aufmerksam machen. Auch in Niederösterreich ist das Insekt in Trockenrasen und Trockenwiesen zu finden - beispielsweise im Naturpark Sparbach oder im Nationalpark Donau-Auen.
Die Gottesanbeterin ist die häufigste Fangschreckenart in Zentral- und Südeuropa. In Niederösterreich ist sie als streng gefährdet eingestuft.
Lebensraum
Die Fangschrecke stammt ursprünglich aus Afrika, ist aber mittlerweile auch in Österreich heimisch. Typische Lebensräume sind sonnenexponierte Lagen in Gras- und Buschlandschaften, Halbtrockenrasen und Ruderalflächen mit lockerer Vegetation. Damit ihre Nachkommen im Frühjahr genug Nahrung finden, ist sie an wärmebegünstigte Gebiete gebunden.
Aussehen
Die Weibchen sind deutlich größer als die Männchen. Weibchen werden bis zu 7,5 cm lang. Männchen erreichen eine Länge von etwa 6 cm, sind kleiner und auch schlanker. Der Oberkörper ist markant verlängert. Am Ende des Oberkörpers sitzt der freibewegliche, dreieckige Kopf. Zwei Ecken des Dreiecks sind mit Facettenaugen besetzt. In der unteren Ecke, etwas nach vorne ragend, sitzt der Mund mit kräftigen Beiß- und Greifwerkzeugen.
Ihre typische Körperhaltung hat die Gottesanbeterin berühmt gemacht. Das vorderste Beinpaar ist zu geschickten Fangbeinen entwickelt, die im Ruhezustand eingeklappt sind. Dadurch ist sie auch Vorbild für einen "Kung-Fu-Kampfstil". Durch diese Körperhaltung hat sie ihren Namen erhalten, sie wirkt, als würde sie beten.
Die Schienen der Fangbeine sind mit Dornen bestückt, so macht sie es ihrer Beute unmöglich zu entkommen. Auf den Innenseiten der Fangarme sitzt ein Augenfleck, der zur Abschreckung von Feinden dient.
Fortbewegung und Färbung
Die größeren Weibchen bewegen sich meist gehend fort. Die kleineren Männchen sind graziler und springen oder fliegen sogar einige Meter weit. Die Flügel sind im Ruhezustand versteckt. Die Färbung der Fangschrecke hat sich in den letzten 30 Jahren verändert: vom ehemals hellen grün in eine eher graubraune Farbvariante.
Nahrung und Lebensweise
Fangschrecken sind tagaktiv und navigieren ausschließlich mit ihrem Gesichtssinn. Bekannt ist die Gottesanbeterin für ihren Sexualkannibalismus. Es kann vorkommen, dass das Weibchen das Männchen nach der Paarung auffrisst - dies ist aber nicht der Regelfall. Bei der Paarung springt das Männchen auf den Rücken des Weibchens und hält stundenlang dessen Fangarme fest.
Bereits wenige Tage nach der Paarung legt das Weibchen bis zu 200 Eier in einen schaumigen Eikokon (Oothek). Die Embryonen schlüpfen im Frühjahr und überwintern im gut isolierten Eikokon. Die erwachsenen Gottesanbeterinnen überleben den Winter nicht. Die Nymphen besitzen nach der ersten Häutung bereits Fangarme, mit denen sie beispielsweise Blattläuse erbeuten können.
Gottesanbeterinnen sind Fleischfresser. Großteils jagen sie Insekten, seltener auch Kleinsäuger und Jungvögel. Bei der Jagd warten sie geduldig und regungslos auf ihre Beute. Sobald das Opfer in der richtigen Position ist, schnellen die Fangarme blitzschnell nach vorne und krallen sich die Beute. Diese wird anschließend gemütlich verspeist. Das österreichische Insekt des Jahres wird vom Natuschutzbund und der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft ernannt.