iNaturalist
Im Vergleich zu anderen Anwendungen ist mit iNaturalist die Beobachtung aller freilebenden Organismengruppen möglich.
iNaturalist wurde 2008 von drei Masterstudenten der Universität Berkeley in Kalifornien entwickelt. Seitdem wurde sie durch die California Academy of Sciences und die National Geographic Society als unabhängiges non-profit Projekt weiterentwickelt. Bis 2022 zählte das soziale Netzwerk für NaturliebhaberInnen bereits 5 Millionen NutzerInnen.
Soziales Netzwerk für NaturliebhaberInnen
Die kosten- und werbefreie Applikation steht als Web-Anwendung sowie für mobile Endgeräte zur Verfügung, wobei auch im offline-Modus Beobachtungen dokumentiert und im Nachhinein synchronisiert werden können. Die Erstellung eines User-Profils ist nicht zwingend erforderlich, allerdings erscheint es sinnvoll, um die App und ihre Funktionen vollumfassend nutzen zu können. Wichtig ist, dass sich iNaturalist nicht als reine Bestimmungs-App versteht, sondern vielmehr als soziales Netzwerk für all jene, die Informationen über die biologische Vielfalt teilen und anderen dabei helfen möchten, mehr über die Natur zu lernen. So können NutzerInnen beispielsweise anderen helfen, deren unidentifizierte Naturbeobachtungen zu bestimmen. Die Nutzung dieses gemeinschaftlichen Wissens und Lernens wird als Crowdsourcing bezeichnet. Eigene Beobachtungen können mit Freunden geteilt und diskutiert werden, den Beobachtungen anderer NutzerInnen kann gefolgt werden. Darüber hinaus ist es auch möglich, bestimmten UserInnen zu folgen (derzeit nur über die Webanwendung möglich), um deren neueste Beobachtungen zu sehen. iNaturalist-Benutzer können Kuratoren werden, das sind Benutzer, die freiwillig dabei helfen, die taxonomischen Daten aktuell zu halten.
Bestimmung aller Organismengruppen
Im Vergleich zu anderen Anwendungen, die den ausschließlichen Fokus auf einzelne Artengruppen, wie etwa Gefäßpflanzen oder Vögel legen, sticht iNaturalist dadurch hervor, dass die Beobachtung aller freilebenden Organismengruppen möglich ist. Mit iNaturalist sollen primär wild vorkommende Arten aufgenommen werden. Möchte man kultivierte Pflanzen oder gehaltene Tiere, etwa aus Parks, Gärten oder Zoos bestimmen, ist dies zwar möglich, soll in der App aber unbedingt als „angepflanzte/kultivierte Pflanze bzw. gehaltenes Tier“ kategorisiert werden. Hintergrund ist, dass alle Beobachtungen über iNaturalist automatisch in die weltweite Biodiversitätsdatenbank GBIF (Global Biodiversity Information Facility) eingespeist werden, und dort klar unterschieden werden können muss, zwischen wildlebenden und kultivierten bzw. gehaltenen Arten.
Wie funktioniert die Identifikation?
Voraussetzung für die erfolgreiche Bestimmung einer Art ist der Upload eines oder mehrerer Fotos (bei einer Pflanze etwa von Blüte, Blättern und anderen Pflanzenteilen) bzw. einer Tonaufnahme (etwa von Vogelgesang) inklusive Aufnahmezeitpunkt und Aufnahmestandort. Diese Daten werden in einer Datenbank gespeichert. Ist man sich sicher, gibt man den Artnamen selbst an, dadurch vergibt man eine sogenannte ID. Dies kann der wissenschaftliche Name oder der Trivialname sein. Alternativ werden aufgrund der zur Verfügung gestellten Informationen Vorschläge angezeigt, um welche Art es sich handeln könnte. Wenn die Bestimmung auf Artenebene schwierig ist (etwa bei Rosengewächsen oder Sauergräsern), ist es ratsam, stattdessen die Gattung anzugeben. Fotoaufnahmen von ein und demselben Individuum an unterschiedlichen Tagen sollten als unterschiedliche Beobachtungen eingetragen werden, damit die Entwicklung von Pflanzen über den Jahresverlauf hinweg gesondert betrachtet werden kann.
Neue Beobachtungen können von anderen BenutzerInnen anschließend betrachtet und durch Vergabe einer ID bestätigt, spezifiziert oder ein alternativer Vorschlag gemacht werden. Ist das Artvorkommen durch ausreichend ID`s bestätigt, kann die Beobachtung in „Forschungsqualität“ eingestuft werden. UserInnen können ihre gesammelten Naturbeobachtungen (inklusive der Einstufung durch andere) in der App einsehen. Standardmäßig werden alle Fotos, die zur Identifizierung herangezogen werden, bei iNaturalist hochgeladen und unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht
Beitrag zur Wissenschaft
Die Beobachtungen aller NutzerInnen sind grundsätzlich öffentlich einsehbar und als Download verfügbar. Beobachtungen über iNaturalist werden in die globale Biodiversitätsdatenbank eingespeist und tragen dadurch zu einem erhöhten Wissensstand über die weltweite biologische Vielfalt bei. Darüber hinaus können Daten dazu herangezogen werden, die Verbreitungskarten einzelner Arten sukzessive zu verbessern. Über die Anwendung ist es möglich, wissenschaftliche Projekte im Bereich der Citizen Science durchzuführen.