Handlungsleitfaden und Erhaltungsmaßnahmen im Europaschutzgebiet Pannonische Sanddünen

Das Projekt der Schutzgebietsbetreuung Weinviertel wurde im Zeitraum Mai 2021 bis Jänner 2023 umgesetzt.

Das FFH-Gebiet Pannonische Sanddünen im zentralen Marchfeld umfasst einige besondere Lebensräume.

Das FFH-Gebiet Pannonische Sanddünen im zentralen Marchfeld umfasst einige besondere Lebensräume.

Zur Spezifizierung des Managementplans des Natura 2000 Gebietes wurde ein Handlungsleitfaden erstellt. Dieser fasst das naturschutzrelevante Wissen und die gebietsbezogenen Erhaltungsmaßnahmen zusammen als Grundlage für ein mittelfristiges, effektives Schutzgebietsmanagement. 

Die Fläche des FFH-Gebietes „Pannonische Sanddünen“ (AT1213000) umfasst rund 2.523 Hektar, wobei die Kiefernaufforstungen flächenmäßig dominieren. Die landwirtschaftliche Nutzung ist durch Ackerbau geprägt. Ehemalige Hutweidereste werden aktuell vor allem als Mähwiesen oder seit wenigen Jahren auch wieder in Form von Beweidung genutzt. Letzteres trifft v.a. auf die in das Europaschutzgebiet integrierten Naturschutzgebiete zu.

In diesem Europaschutzgebiet liegt das niederösterreichische Hauptvorkommen des Lebensraumtyps Pannonische Steppen auf Sand (LRT 6260), dem einzigen österreichischen Vorkommen des Südlichen Grashüpfers (Stenobothrus fischeri) und des Sand-Gipskrautes (Gypsophila fastigiata subsp. arenaria) sowie die national bedeutendsten Vorkommen von Arten wie Späte Federnelke (Dianthus serotinus) und Warzen-Knorpelkraut (Polycnemum verrucosum). Darüber hinaus haben die Sanddünen im Marchfeld eine herausragende Bedeutung für viele seltene Wildbienen- und Grabwespenarten. Von nationaler Bedeutung sind auch die Vorkommen von Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium), Rispen-Gipskraut (Gypsophila paniculata) und verschiedenen Nachtfalterarten. 

Im Mittelpunkt der Umsetzungen standen die sieben Naturschutzgebiete und deren prioritäre Offenland-FFH-Lebensraumtypen der Subpannonischen Steppentrockenrasen (LRT 6240) und Pannonische Steppen auf Sand (LRT 6260). In den drei Naturschutzgebieten Lassee, Erdpresshöhe und Gerichtsberg wurden in den Jahren 2021 und 2022 Erhaltungsmaßnahmen umgesetzt. Es erfolgte Herbstbeweidung auf jährlich rund 8 Hektar Fläche und invasive Arten wie Goldrute, Seidenpflanze, Robinie oder Flieder wurden bekämpft. Dadurch konnte eine Verbesserung des Zustands der Schutzgebiete und deren Lebensräume beobachtet werden. Durch die Beweidung stellte sich Strukturreichtum ein und der für die Pannonischen Sandsteppen so charakteristische Offenboden konnte stellenweise hergestellt werden. Der Trockenrasen wurde durch das Zurückdrängen von Goldrute und Gehölzen positiv beeinflusst. Der Versuch der Seidenpflanzenbekämpfung durch Grubbern und Mahd zeigt erste Erfolge.

2 Kühe stehen auf einer Wiesenfläche, im Hintergrund sind Büsche zu erkennen.

Durch die Beweidung nahm die Struktur der Flächen zu und seltene Arten konnten gefördert werden.

Für alle sieben Naturschutzgebiete wurden Gebietssteckbriefe erstellt, die die Maßnahmen ab 2023 ebenso darstellen wie das bisherige Management und die ersten Erhebungsdaten für das begleitende Monitoring (Vegetationsaufnahmen, ausgewählte faunistische Zielarten wie z.B. Heu- und Fangschrecken, Rostbindigen Samtfalter sowie Streufunde). Es gelang dabei beispielsweise auch der Nachweis des Einhorn-Trüffelkäfers (Bolbelasmus unicornis).

Weiters wurde die gesamte Europaschutzgebietskulisse in Hinblick auf Schutzgüter, Entwicklungsziele und Maßnahmen gemeinsam mit FachexpertInnen analysiert. Daraus konnte der weitere Handlungsbedarf samt vordringlicher Managementmaßnahmen abgeleitet werden und ist nun in Form eines Handlungsleitfadens aufgezeigt (gesondertes Dokument). Neben der aktiven Schutzgebietsbetreuung werden darin Umsetzungsvorschläge zu 10 Arbeitspaketen - wie beispielsweise Management invasiver Pflanzen, Beweidung Offenland und Waldentwicklung, Zielartenerfassung - zusammengefasst.

Die NÖ Schutzgebietsbetreuung findet unter Einbindung von Grundeigentümern, Interessierten und regionalen Partnern statt. AkteurInnen wurden im Rahmen von Besprechungen und Vor-Ort-Begehungen einbezogen und Fachberatungen durchgeführt. Eine aktive Schutzgebietsbetreuung als zentraler Dreh- und Angelpunkt und wichtiger Erfolgsfaktor zur nachhaltigen Sicherung der Schutzgüter sollte unbedingt weiter fortgesetzt werden. Die Umsetzung des Handlungsleitfadens wird im Rahmen von Folgeprojekten angestrebt.

Das Projekt ist ein Beitrag zur NÖ Schutzgebietsbetreuung, die von der Energie- und Umweltagentur NÖ koordiniert wird.

Projektdaten

Projektträger: Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz

Projektlaufzeit: Mai 2021 – Januar 2023 

betroffene Regionen: Weinviertel (Bezirk Gänserndorf) im Gemeindegebiet von Engelhartstetten, Gänserndorf, Lassee, Marchegg, Matzen – Raggendorf, Oberweiden, Obersiebenbrunn, Untersiebenbrunn, Weiden an der March, Weikendorf

betroffene Schutzgebiete: ESG - FFH Pannonische Sanddünen mit prioritären Offenlandlebensräume der Subpannonischen Steppentrockenrasen (LRT 6240), der Pannonischen Steppen auf Sand (LRT 6260) sowie Wacholderheiden auf Kalk (LRT 5130), Eichen-Ulmen- Eschenauen (LRT 91F0), Pannonische Eichen-Hainbuchenwälder (LRT 91G0) und der Euro-sibirische Steppenwald (LRT 91I0) und Arten wie Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo A1088), Ziesel (Spermophilus citellus A1335), Steppeniltis (Mustella eversmanii A2633), 7 Naturschutzgebiete (Gerichtsberg, Windmühle, Erdpresshöhe, Lassee, Sandberge Oberweiden, Weikendorfer Remise, Wacholderheide Obersiebenbrunn), 2 Naturdenkmäler, Handlungsfelder Pannonische Sanddünen im Marchfeld, Großräumige Ackerbaugebiete, Alt- und Totholzbewohner mit besonders zu berücksichtigenden Schutzgütern (BBSG) wie Sand-Gipskraut (Gypsophila fastigiata ssp. arenaria), Hasenlattich-Sonneneule (Schinia cognata)

mit dabei waren: FachexpertInnen, LandwirtInnen, Gemeinden, GrundeigentümerInnen, Landschaftsplegedienstleister, Freiwillige/Unis/Bevölkerung, lokale/regionale Organisationen, BehördenvertreterInnen

Bewusstseinsbildung für Naturschätze im Projektgebiet über: Gespräche, fachliche Begleitung von Gemeinden, Bewirtschaftern, Jägern und anderen Akteuren in dem Gebiet, gemeinsame Pflegeeinsätze, geführte Wanderung, Workshops, Vortrag bei Tagung Naturschutz im Marchfeld, Artikel