Fledermaus des Jahres 2016/2017: Der Abendsegler
BatLife Europe besteht aus über 30 Partnerorganisationen, die den Abendsegler (Nyctalus noctula) als Fledermaus des Jahres 2016/2017 ausgewählt haben. Er zählt zu den größten heimischen Fledermausarten und steht nun verstärkt im Fokus von Schutzprojekten und Öffentlichkeitsarbeit.
Der Große Abendsegler ist in allen Bundesländern Österreichs nachgewiesen, sein Hauptverbreitungsgebiet liegt allerdings im Osten bzw. Südosten Europas. Wie alle heimischen Fledermausarten kämpft auch der Große Abendsegler mit dem Problem des Lebensraumverlustes, der ausgeräumten Landschaft und auch die Verwendung von Pestiziden setzt ihm zu. In Niederösterreich leben etwa 25 verschiedene Fledermausarten und sie stehen alle auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die Fledermaus des Jahres 2016/2017 kommt auch in Niederösterreich vor.
Flugkünstler mit guter Kondition
Der Abendsegler zählt zu den größten heimischen Fledermausarten. Er erreicht eine Spannweite von bis zu 40 Zentimetern. Er ist lediglich 19-40 Gramm schwer. Mit seinen langen, schmalen und spitzen Flügeln erreicht er Geschwindigkeiten bis über 50 km/h. Seine spektakulären Sturzflüge beim Insektenfang sind vor allem im Spätsommer/Herbst oft schon am späteren Nachmittag zu beobachten.
Der Abendsegler ist ein ausdauernder Flugkünstler, er legt zwischen Sommer- und Winterquartier Entfernungen von bis zu 1.600 Kilometern zurück. Die Fortpflanzung findet meist im Norden oder Osten Europas statt. Im Sommer trifft man in Österreich nur vereinzelt auf Große Abendsegler. Die meisten dieser "Wintergäste" kommen im August bzw. September nach Österreich und lassen sich dann gerne in Auwäldern an Flüssen nieder.
Das Wanderverhalten der Tiere hält sich nicht an von Menschen gezogene Grenzen, wodurch regionale, herkömmliche Schutzstrategien zu wenig effizient sind. Somit ist diese Art ein perfektes Beispiel für notwendige, grenzüberschreitende Schutzbemühungen. Das ist auch ein Grund, warum der Große Abendsegler zur Fledermaus des Jahres 2016/2017 gewählt wurde.
Liebesgeturtel im Herbst
Vor dem Winterschlaf balzen die Tiere. Die paarungsbereiten Männchen verteidigen dabei vehement ihr Territorium, oft eine Baumhöhle oder ein Spaltenquartier, und locken dabei mit Balzrufen die Weibchen an. Der Winterschlaf der Tiere beginnt im November und dauert in etwa bis Februar/März. Dann verlässt ein großer Teil der Abendsegler Österreich in Richtung Norden und Osten, um dort die Wochenstuben zu beziehen.
Nahrung
Oft sind die Tiere bereits am Abend bei der Jagd nach Insekten zu beobachten. Zu den wichtigsten Jagdgebieten zählen für den Abendsegler stehende Gewässer mit vielen Insekten. So ist es möglich, die Tiere in Wäldern, Parks bzw. über Gewässern zu entdecken. Sie jagen in einer Höhe von durchschnittlich 6 bis 40 m.
Wohnungswechsel
Häufige Quartierwechsel sind beim Abendsegler üblich. Daher ist für diese Fledermausart der Verlust geeigneter Quartiere besonders schmerzlich und eines der größten Probleme. Durch die Abholzung von Bäumen oder auch das Verschließen von Einfluglöchern an Gebäuden verlieren sie ihre Quartiere.
In Niederösterreich gibt es zahlreiche Projekte zum Schutz gefährdeter Arten. Aber auch als Privatperson kann man sich für die Fledermäuse einsetzen. So kann man Fledermausquartiere erhalten (z.B. bei Sanierungen oder bei Baumfällungen darauf achten) oder auch Ersatzquartiere anbringen. Naturnah gestaltete Gärten und der Verzicht auf Pestizide sind ebenfalls hilfreich.