Einzeller des Jahres 2025
Coleps, eine Gattung der Wimpertierchen, wurde zum Einzeller des Jahre 2025 gekürt.
Die faszinierende Welt der Mikroorganismen hat einen neuen Star: Coleps. Diese bemerkenswerte Gattung der Wimpertierchen (Ciliaten oder Ciliophora) begeistert nicht nur durch ihre einzigartige Form und Struktur, sondern auch durch ihre Lebensweise.
Einzeller mit charakteristischem Kalkpanzer
Coleps ist ein tönnchenförmiger Einzeller, der eine Größe von 40 bis 80 µm erreicht. Sein charakteristischer Kalkpanzer ist mit Zähnen, Fenstern und Durchgängen für Wimpern ausgestattet. Aus jeder Ausbuchtung des Panzers ragt eine Wimper heraus, während am Hinterende je nach Art eine oder mehrere Wimpern, die sogenannten Caudalcilien, zu finden sind. Der Oralapparat mit dem Zellmund befindet sich am Vorderende.
Coleps ist beim Futter nicht wählerisch
Die Einzeller sind häufig in Seen, Tümpeln, Fließgewässern und sogar im Meer anzutreffen. Sie leben freischwimmend im Plankton und im krautigen Uferbereich von Gewässern. Coleps kann sowohl farblos als auch bunt erscheinen, insbesondere, wenn in den Nahrungsvakuolen gerade Nahrung verdaut wird. Das Futterspektrum von Coleps ist vielfältig und reicht von Mikroorganismen wie Bakterien und Einzellern über Aas und abgestorbenem Material.
Sogar Käse wird gefressen
Coleps ist nicht nur Einzelgänger. Wenn sich in ihrer Umgebung tote Mikroorganismen befinden, bilden sie Schwärme, um sich am Aas zu laben. Sogar Käse wird in Laborkulturen als Futter verwendet, was ganze Schwärme von Coleps anlockt. Ein besonderes Merkmal von Coleps ist die Fähigkeit zur Biomineralisation, eine Besonderheit, die aktuell in der Forschung genauer untersucht wird.
Panzer aus Platten aus Kalk
Diese Ciliaten stellen beeindruckende Platten aus Kalziumcarbonat her, die zusammen einen flexiblen Panzer bilden. Nach jeder Zellteilung, die etwa 1- bis 2-mal pro Tag erfolgt, vervollständigen die Tochterzellen den Panzer mit neuen Platten. Jede Platte zeigt unterschiedliche Strukturen, die als Durchgänge für die Wimpern dienen.
Symbiose mit Grünalgen
Einige Arten von Coleps erscheinen grasgrün, da sie zeitweise in Symbiose mit Grünalgen leben. Diese Algensymbionten versorgen ihren Wirt mit organischen Nährstoffen wie Zucker, die sie durch Photosynthese gewinnen. Diese interessante Kombination aus Fressen und dem Besitz von Endosymbionten wird als Mixotrophie bezeichnet.
Unterscheidung nur genetisch zu finden
Viele Arten von Coleps lassen sich teilweise nur anhand ihrer genetischen Unterschiede differenzieren, sie können mikroskopisch nicht voneinander unterschieden werden (kryptische Arten). Diese Vielfalt macht Coleps zu einem spannenden Forschungsobjekt und zu einem wahren Wunder der Mikrowelt und hat ihm für das Jahr 2025 den Titel „Einzeller des Jahres“ beschert.
AutorInnen: Bettina Sonntag, Michael Schweikert, Marie Lemloh, Sabine Wanzenböck