Der Huchen stirbt aus
Ein BOKU-Projekt zeigt, dass der Huchen im Donauraum unmittelbar vor dem Aussterben steht. Nur gezielte Maßnahmen können ihn noch retten.
Früher lebte der Huchen (oder Donaulachs) in mehr als 250 Flüssen in Bayern und Österreich. Heute finden sich Populationen in sehr gutem Zustand nur noch in 0,7 Prozent des ursprünglichen Verbreitungsgebiets. Zu den Hauptursachen für den Rückgang zählen der Ausbau der Wasserkraft, Flussregulierungen, der Klimawandel sowie steigende Populationen von Fischfressen wie Fischotter, Gänsesäger und Kormoran.
Umfassende Studie vermittelt Gesamtbild
Das belegt eine 170-seitige Studie des Instituts für Hydrobiologie und Gewässermanagement an der Universität für Bodenkultur Wien. Finanzierung gab es dafür keine, denn in Österreich fehlt eine zentrale Anlaufstelle für bedrohte Arten. Auch der neu gegründete Biodiversitätsfonds bietet bislang keine passenden Möglichkeiten.
Problematik Wasserkraft
Dem notwendigen Ausbau erneuerbarer Energie steht die Zerstörung der letzten Flussstrecken entgegen. Rund 80 Prozent werden bereits genutzt, weshalb die Wasserkraft in Österreich laut Studie keinen wesentlichen Beitrag zur Energiewende mehr leisten kann. Der Fokus soll auf Photovoltaik und Windenergie gerichtet werden, anstatt aus den Flüssen das Letzte herauszupressen und damit vielen Arten massiv zu schaden.
Fischwanderhilfen machen Flüsse durchgängig
Bestehende Wasserkraftwerke sollen mit Fischwanderhilfen ausgerüstet werden, durch die auch der bis zu 30 Kilogramm schwere und 1,3 Meter lange Huchen passt. Durch das An- und Abschalten der Kraftwerke kommt es zu Schwall-Sunk-Erscheinungen, wodurch die Fische Gefahr laufen zu verdriften und zu stranden. Maßnahmen wie Ausgleichsbecken werden bereits in ersten Kraftwerken umgesetzt. Doch diese Lösungen werden trotz entsprechender EU-Gesetze von den Kraftwerksbetreibenden nur sehr zögerlich umgesetzt.
Regulierungen zerstören die Flüsse
Flussregulierungen degradieren den Lebensraum des Huchens stark. Obwohl Österreich bei der Revitalisierung federführend ist und seit über 30 Jahren entsprechende Maßnahmen umsetzt, fehlt ein flächiger Ansatz. Die prioritär zu revitalisierenden 8500 Kilometer müssen umgehend umsetzt werden. Für die Autoren geht das aber zu langsam voran. Es müssten wesentlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Räuber auf dem Vormarsch
Waren Fischottern vor 30 Jahren noch praktisch ausgestorben, so leben in Österreich heute wieder rund 4.000 Exemplare. Ihr Schutz, ebenso wie der von Gänsesäger und Kormoran, bedroht nun zunehmend die Fischbestände. Die Populationen sind schlecht an diese Fressfeinde angepasst, weil ihre Bestände stark zurückgegangen sind. Die BOKU-ExpertInnen fordern daher, dem Huchen in den wenigen noch vorkommenden Beständen den Vorzug zu geben und Fischfresser entsprechend zu regulieren.
Steigende Temperaturen
Auch der Klimawandel bedroht den Huchenbestand, da die Durchschnittstemperatur der Donau mittlerweile um fast 2°C über früheren Werten liegt. Sanierungsmaßnahmen sollten sich daher auf Ober- und Mittelläufer konzentrieren. Dort ist zu erwarten, dass die Temperaturen noch längerfristig in einem Bereich bleiben, in dem der Huchen überleben kann. Maßnahmen wie Uferrandstreifen, welche die Beschattung erhöhen, sollten jedoch flächig umgesetzt werden.