Bevölkerung pflegt Kopfweiden

Das Zurückschneiden einer Baumreihe aus alten Kopfweiden trägt zum Artenschutz bei und erhält ein altes Kulturgut.

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Unter reger Beteiligung der Bevölkerung wurde die Baumreihe mit alten Weiden geschnitten.

Ende Jänner rollte frühmorgens ein Konvoi aus vier Traktoren und mehreren PKWs in die östlich der Ortschaft Kleinreinprechtsdorf (Gemeinde Röschitz) gelegene „Trift“, einer Baumreihe aus alten Kopfweiden in der Schmidaniederung. Mit zahlreichen Motorsägen und Leitern wurden von rund 15 Freiwilligen über 20 Kopfweiden zurückgeschnitten.

Seltener Käfer in alten Bäumen

Die Schätzungen der Einheimischen liegen zwischen 100 und 200 Jahren für die ältesten Exemplare. Die grotesk aussehenden Stämme sind nicht nur ein Wahrzeichen von Kleinreinprechtsdorf, sondern bieten auch dem äußerst seltenen, europaweit geschützten Eremiten oder Juchtenkäfer eine Wohnstatt. Osmoderma eremita wird vom Zoologen Ulrich Straka von der BOKU Wien schon jahrelang im Gebiet beobachtet. Sowohl die Larven als auch die erwachsenen Tiere leben im erdähnlichen Mulm der hohlen Bäume.

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Der seltene Eremit ist ein regelmäßig beobachteter Gast in den Höhlen der alten Weiden.

Heute werden die Ruten kaum mehr genutzt

Durch den regelmäßigen Schnitt können die sonst kurzlebigen Weiden und Pappeln ein hohes Alter erreichen. Bleibt dieser jedoch aus, zerbrechen die teils morschen Stämme unter dem Gewicht der schweren Äste. Früher wurden die einjährigen Weidenruten vor allem von fahrendem Volk zum Korbflechten oder auch als Brennholz genutzt, erzählen die Kleinreinprechtsdorfer. Heute ist das weiche Holz weniger gefragt und allenfalls als Hackschnitzel verwertbar.

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In Zukunft sollen die mächtigen Kopfweiden noch besser geschützt werden.

Schutzgebietsbetreuung verstärkt die Maßnahmen

Umso lobenswerter ist es, dass sich die Bevölkerung von Kleinreinprechtsdorf schon jahrelang um dieses aus biologischer und landschaftsgeschichtlicher Sicht besondere Kleinod bemüht und auch heuer wieder Hand angelegt hat. Die NÖ Schutzgebietsbetreuung konnte heuer zur Freude der Teilnehmenden die Maschinenkosten im Rahmen eines Projektes abgelten, da die Baumreihe im Europaschutzgebiet Westliches Weinviertel liegt und Lebensraum für eine geschützte Tierart bietet. In Zukunft werden durch die Schutzgebietsbetreuung verstärkt Maßnahmen gesetzt, dass auch die zahlreichen zum Teil im Uferbegleitgehölz der Schmida versteckten Kopfbäume durch rechtzeitige Pflege vor dem Zusammenbruch bewahrt werden.

Text: Gabriele Bassler-Binder