Alle Insekten sind wichtig

Insekten sind die mit Abstand artenreichste Gruppe der Tiere. Doch was macht sie so einzigartig und welche Merkmale zeichnen sie aus?

70 Prozent aller weltweit vorkommenden Tierarten sind Insekten. Damit sind sie die artenreichste Gruppe aller Lebewesen.

70 Prozent aller weltweit vorkommenden Tierarten sind Insekten. Damit sind sie die artenreichste Gruppe aller Lebewesen. Sie besiedeln mit Ausnahme der Meere alle Ökosysteme dieser Welt. Insekten gehören zum Stamm der Gliederfüßer (Arthropoden) und zählen zu den Wirbellosen. Das bedeutet, sie haben ein Außenskelett, eine dünne, körperumhüllende Schicht aus Chitin, die sie vor Feuchtigkeit schützt und für Biegsamkeit sorgt.

„Insectum“ und bedeutet so viel wie „eingeschnitten“

Das Wort „Insekt“ kommt aus dem Lateinischen „insectum“ und bedeutet so viel wie „eingeschnitten“, was sich auf die deutlich voneinander getrennten Körperteile bezieht. Die Klasse der Insekten (Insecta) zeichnet sich durch eine Gliederung des Körpers in Kopf, Brust und Hinterleib sowie den bereits weiter oben erwähnten, festen Chitinpanzer und drei Beinpaare aus. Durch das letztgenannte Merkmal werden sie auch als Sechsfüßer bzw. Hexapoden bezeichnet. Insekten haben keine Lunge, sie atmen mithilfe eines Tracheensystems, das sich durch den ganzen Körper zieht.

Insekten durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien

In ihrem Leben durchlaufen Insekten verschiedene Entwicklungsstadien, die unterschiedlichste Lebensraumansprüche nach sich ziehen. Nach der Fortpflanzung werden Eier abgelegt, die sich über mehrere Larvenstadien – mit oder ohne Verpuppung  – weiterentwickeln. Schließlich schlüpft das erwachsene Tier, das wiederum danach trachtet, sich fortzupflanzen.

Rund eine Million Arten wurden bisher wissenschaftlich beschrieben. Mehr als 70 Prozent aller Tierarten sind Insekten.

Insekten sind die artenreichste Klasse der Tiere

Rund eine Million Arten wurden bisher wissenschaftlich beschrieben. Unvorstellbar, aber mehr als 70 Prozent aller beschriebenen Tierarten sind Insekten. Zu den bekanntesten Insektenordnungen zählen Käfer (Coleoptera), Schmetterlinge (Lepidoptera), Hautflügler (wie etwa Bienen und Ameisen, Hymenoptera), sowie Heuschrecken (Orthoptera), Libellen (Odonata), Zweiflügler (wie etwa Mücken oder Fliegen, Diptera) und Schnabelkerfen (wie etwa Wanzen oder Läuse, Hemiptera). Wichtig zu wissen: Spinnentiere (Arachnida) zählen NICHT zu den Insekten. Sie bilden wie die Krebstiere (Crustacea) und die Tausendfüßer (Myriapoda) eine eigene Klasse innerhalb des Stammes der Gliederfüßer. 

Erst ein Bruchteil aller Insekten ist beschrieben

Schätzungen gehen davon aus, dass es neben den bereits beschriebenen Insektenarten noch 4,5 Millionen weiterer Arten gibt. Im Vergleich zu anderen Tiergruppen sind Insekten kaum erforscht, insbesondere außerhalb der USA und Europas gibt es wenige Daten, die Aussagen über ihr Vorkommen über einen längeren Zeitraum zulassen. Am besten erforscht sind Schmetterlinge, Bienen und Käfer.

Das Insektensterben ist bereits im Gange

Studien für Europa und Nordamerika legen nahe, dass Käfer, Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten deutlich zurückgehen. Dieser Trend wird auch aus anderen Teilen der Welt bestätigt. Die aktuellen Roten Listen (Erscheinungsjahr 2024) zeigten, dass etwa 10 Prozent der Ameisen und Hummeln sowie 5 Prozent der Wanzen in Österreich vom unmittelbaren Aussterben bedroht sind. Mehr als ein Viertel der Hummel-, Ameisen- und Wanzenarten sind grundsätzlich gefährdet. 

Ein Großteil der Pflanzenwelt ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.

Insekten erbringen wertvolle Ökosystemdienstleistungen

Ein Großteil der Pflanzenwelt ist auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Drei Viertel der wichtigsten Kulturpflanzen werden durch sie bestäubt. Am stärksten vom Wegfall tierischer Bestäubung betroffen wären pflanzliche Nahrungsmittel wie Kürbisse, Wassermelonen, Kakao, Gurken, Kirschen, Äpfel, Mandeln, aber auch Sonnenblumen, Kaffee, Tomaten und Zitronen. 

Abbauleistungen erhöhen Qualität der Böden

Weiters zersetzen Insekten abgestorbene Pflanzen oder Tiere. Durch diese Abbauleistungen erhöhen sie die Qualität der Böden maßgeblich und können so durch das Freisetzen von Nährstoffen wiederum die Bodenfruchtbarkeit erhöhen. Viele Insekten spielen auch eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Schädlingen, die landwirtschaftliche Kulturen befallen. Im biologischen Pflanzenschutz werden fast 90 Arten dafür eingesetzt. In der tierischen Ernährungspyramide haben sie als Nahrungsgrundlage für andere Tiere, etwa für Vögel, eine hohe Bedeutung. In über 130 Ländern stehen Insekten auch auf dem menschlichen Speiseplan. Ihre Nährstoffe, insbesondere Eiweiße, können Mangelernährung entgegenwirken.

Landwirtschaft ist an Insekten gekoppelt

Durch den Klimawandel werden Lebensräume von Insekten zunehmend geschädigt. Durch veränderte Temperaturen kann sich das Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen zuungunsten der Landwirtschaft verschlechtern. Schädlinge, die die Ernte oder Vorräte bedrohen, nehmen zu. Das beste Gegenmittel zur Förderung vieler Nützlinge ist eine vielfältige Landwirtschaft mit vielen verschiedenen Kulturen, einer langen Fruchtfolge und nicht zu großen Feldern.

Agrargifte schwächen die Bestände

Praktiken der industriellen Landwirtschaft mit Pestizideinsatz, großen Feldschlägen und Monokulturen sowie rückläufige Landschaftselemente sind für das Vorkommen Bestäubern und Nützlingen kritisch zu sehen. Die Landwirtschaft sowie unsere Ernährung sind am Beispiel der weiter oben beschriebenen Bestäubungsleistung sehr stark an das Vorkommen von Insekten gekoppelt. Gerade die Erhaltung ursprünglicher Elemente, wie etwa von Feldrainen, Hecken oder vielfältigen Waldrändern, ist wichtig für die Lebensraumvernetzung von Insekten. 

Statement von Landesrätin Susanne Rosenkranz

„Insekten sind von unschätzbarem Wert für unser Ökosystem und tragen maßgeblich zur biologischen Vielfalt bei. Weltweit machen sie rund 70 % aller bekannten Tierarten aus. Derzeit gibt es etwa eine Million beschriebener Arten, wobei Forscher schätzen, dass noch etwa 4,5 Millionen unentdeckte Insektenarten existieren. In Österreich allein sind etwa 40.000 dieser Kleisttiere heimisch, von denen 345 Arten nur hier vorkommen. Diese Vielfalt ist jedoch stark gefährdet: Die aktuellen „Roten Listen“ zeigen, dass rund 40 % der Heuschrecken, 50 % der Nachtfalter und 70 % der Libellen in Österreich bedroht sind.

Insekten bestäuben 75 % unserer Kulturpflanzen und 90 % aller Wildblumen; das zeigt, wie tief unsere Ernährung und Lebensqualität mit ihrem Überleben verbunden sind. Pflanzen wie Kürbisse, Tomaten und Kirschen sind auf ihre Bestäubungsarbeit angewiesen. Doch auch die ‚Reinigungsdienste‘ der Insekten, wie der Abbau organischer Materialien, fördern die Bodenfruchtbarkeit erheblich.

Mit unserer Kampagne ‚Tier-/Naturschützling 2024 INSEKTEN‘ haben wir uns dafür eingesetzt, den Wert dieser Arten durch Bildungsprogramme und Bewusstseinsbildung noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Nur durch gezielte Schutzmaßnahmen, die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume und ein breites Engagement in der Bevölkerung können wir sicherstellen, dass die unglaubliche Vielfalt unserer Natur auch zukünftigen Generationen erhalten bleibt.“